Ettlinger Praxis schließt zum 30.11.2025
Barbara Saebel MdL: „Das heute vorgestellte Zukunftskonzept der KVBW für den Bereitschaftsdienst überzeugt mich nicht. Insbesondere die Strategien der KVBW was die Sicherstellung eines niederschwelligen und standortnahen Notfallangebots gerade für Ältere und besonders vulnerable Gruppen im ländlichen Raum angeht, reichen für mich nicht aus. Auch die von der KVBW vorgesehene Lösung einer verstärkten Nutzung des bestehenden Patientenservice 116117 erscheint mir zu kurz gedacht - auf der Hotline müssen Anrufer bereits heute mit langen Wartezeiten rechnen.“
Stuttgart - Heute hat die KVBW in Stuttgart ihr seit Langem erwartetes Zukunftskonzept 2024+ für die Neustrukturierung des Bereitschaftsdienstes im Land vorgestellt. Eingeladen zu dem Termin im Stuttgarter Neuen Schloss waren die Oberbürgermeister*innen und Bürgermeister*innen der Standortkommunen der 17 von der Schließung betroffenen Bereitschaftspraxen im Land sowie die jeweils zuständigen Landtagsabgeordneten und Landrät*innen. Auch die Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Ettlingen, Barbara Saebel (GRÜNE), nahm an dem Info-Termin teil.
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg plant eine Neustrukturierung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Baden-Württemberg. Als Gründe werden die immer größer werdenden Versorgungsengpässe, vor allem in der hausärztlichen Versorgung, angeführt. Im Zuge dessen soll auch die Notfallpraxis in Ettlingen geschlossen werden, die Schließung ist laut KVBW für den 30.11.2025 vorgesehen. Laut dem Konzept der KVBW sollen Bereitschaftspraxen künftig nur noch in Anbindung an eine Klinik bzw. eine Notaufnahme betrieben werden, in jedem Stadt- und Landkreis soll es demnach künftig noch mindestens eine Praxis geben. Das Konzept sieht vor, dass 95 Prozent der Bevölkerung (gerechnet auf jeden Stadt- und Landkreis) in maximal 30 PKW-Fahrminuten und 100 Prozent der Bevölkerung in maximal 40 PKW- Minuten eine Bereitschaftspraxis erreichen können sollen. Auf dieser Grundlage ist aus Sicht der KVBW der Praxisstandort Ettlingen künftig entbehrlich, da die Praxis nicht an einem Krankenhaus angegliedert ist und gleichzeitig die Erreichbarkeit anderer Bereitschaftspraxen wie z.B. in Karlsruhe oder Bruchsal für die Bevölkerung grundsätzlich gegeben wäre. Trotz anhaltender Proteste aus Politik und Bürgerschaft und einer jüngst von der Stadt Ettlingen an die KVBW überreichten Sammlung von 12.500 Unterschriften für den Erhalt der Ettlinger Praxis scheint die Schließung nun aber endgültig beschlossene Sache. Lediglich der Fahrdienst für die medizinisch erforderlichen Hausbesuche soll unverändert aufrecht erhalten bleiben. Als „Auffangpraxis“ für die bisherigen Ettlinger Patientiennen und Patienten ist die Bereitschaftspraxis am Karlsruher Klinikum vorgesehen. Um die zusätzlichen Bedarfe abdecken zu können, sollen dort zusätzliche Kapazitäten in Form von erweiterten Öffnungszeiten und mehr Ärzten bereitgestellt werden. Für die Bereitschaftspraxis in Karlsruhe ist demnach ein Plus von insgesamt 26 Arztstunden geplant.
Barbara Saebel MdL, die am 21. Oktober selbst vor der KVBW-Zentrale in Stuttgart gegen die Schließungspläne demonstriert und in zahlreichen Briefen und persönlichen Gesprächen versucht hatte, die Schließung doch noch abzuwenden, zeigt sich enttäuscht darüber, dass
„eine Prüfung der individuellen Inanspruchnahme der einzelnen Bereitschaftspraxen im Land bis heute nicht erfolgt ist. Stattdessen waren für die KVBW bei ihrem Standortkonzept pauschal die Frage der Erreichbarkeit und die Verknüpfung mit bereits vorhandenen Kliniken entscheidend. Eine Differenzierung zwischen den einzelnen Standorten gab es nicht.“
Die Notfallpraxis in Ettlingen gilt bislang als die am besten laufende unter allen nun zur Schließung vorgesehenen Bereitschaftspraxen. Unzufrieden Saebel auch mit der Tatsache, dass „Alternativen zur Schließung des Standortes Ettlingen von der KVBW offenbar nie ernsthaft geprüft wurden. Das einmal beschlossene KVBW-Konzept sollte offenbar ohne jegliche Abstriche und weitere Diskussionen mit den Betroffenen umgesetzt werden. Insofern war der Inhalt des heute vorgestellten Zukunftskonzepts leider auch keine Überraschung. Es bleibt abzuwarten, ob der nun von der KVBW vorgestellte Maßnahmenkatalog eine Überlastung der Notaufnahmen und Notdienste in der Region tatsächlich verhindern kann.“